Motivation

Motivationsprobleme sind im Rahmen psychischer Beschwerden häufig zu beobachten. Für Depressionen gelten Antriebsschwäche und Interessenverlust als typische Anzeichen. Aber auch bei Ängsten und z. B. Konzentrations- und Gedächtnisproblemen dürfte Motivation eine wichtige Rolle spielen.

Gerade bei Depressionen wird von einem breiten Motivationsverlust ausgegangen. Das erscheint gerade bei schweren Depressionen offensichtlich, wenn Menschen tagelang im Bett oder auf dem Sofa verbringen.

Bei leichten bis mittelgradigen Depressionsformen stellt man immer wieder fest, dass die Motivation in einzelnen Bereichen sehr gut erhalten ist und bisweilen überzogen erscheint.

Wie kann man sich das erklären?

Hilfreich ist bei dieser Frage einerseits anzunehmen, dass es sehr unterschiedliche Motivationslagen in verschiedenen Lebensbereichen gibt. Man spricht an dieser Stelle auch von Bereichsspezifität. Wie ein Schüler, der sich für Biologie sehr interessiert und für Latein keinen Antrieb verspürt, so kann ein Erwachsener hohes Engagement bei der Arbeit zeigen und im häuslichen Bereich eher antriebsschwach sein.

Andererseits ist wohl davon auszugehen, dass es sehr unterschiedliche Anreize für Motivation gibt. Menschen engagieren sich bei ihrer beruflichen Tätigkeit, weil sie z. B. ihre Karriere vorantreiben wollen oder allein um die existenzielle Absicherung für die Familie zu gewährleisten. Diese Arbeitsmotivationsformen sind durchaus bei depressiven Menschen vorhanden. Insofern kann man zumindest bei leichten bis mittleren Depressionen nicht von einem allgemeinen Antriebsmangel ausgehen. Zu vermuten ist allerdings, dass nur wenige sich einsetzen am Arbeitsplatz oder auch zuhause, weil sie Freude beim Tun erleben. In diesem Fall würde man von einer intrinsischen Motivation sprechen.

Meines Erachtens ist es bei Depressionen oft ein wichtiges Ziel der psychotherapeutischen Arbeit, die Freude am Tun, sei es bei der beruflichen Tätigkeit oder im Privaten, zu stärken. Freude am Tun hängt dabei eng mit Interesse zusammen. Im Rahmen eines Forschungsprojektes entstand ein mittlerweile veröffentlichter Artikel, der den Zusammenhang von Depression und Interesse näher beleuchtet und Ansatzpunkte für eine Veränderung darstellt.