Gefühle

Gefühle stehen im Zentrum aller psychischen Beschwerden. Viel Aufmerksamkeit haben Ängste in der Forschung und Lehre gefunden. Typische Ängste sind sozialphobische Ängste („Was denkt mein Nachbar über mich“!), Existenz- und Versagensängste. Angststörungen werden in einem eigenständigen Kapitel für psychischen Störungen zusammengefaßt und Angstbewältigung ist zentral in der Psychotherapie.

Neben Ängsten werden regelmäßig weitere Gefühle wahrgenommen. So kann man davon ausgehen, dass in depressiven Episoden Ärger auch häufig anzutreffen ist. Ängste und Ärger sind aktivierende Emotionen, die einem schon mal den Schlaf rauben können. Man könnte sagen, dass man Ängste durch Vermeidung in den Griff bekommt. Bei Ärger erscheint das anders. Der läßt einen möglicherweise nicht mehr los.

Hilf- und Hoffnungslosigkeit sind Erlebensweisen, die den Kern depressiver Probleme ausmachen. Menschen, die Lösungen für ihre Probleme parat haben, sind kaum als depressiv einzuordnen. Wenn Menschen sicher sind, dass etwas Negatives über sie kommt oder etwas Wichtiges nicht zu erreichen ist, brechen Hilf- und Hoffnungslosigkeit aus. Der Aspekt der Kontrolle ist hier wichtig und der Aspekt, dass es um was persönlich Relevantes geht. In dem Maß, wie man in der Psychotherapie Strategien entwickelt, die den Patienten davon überzeugen, dass Probleme lösbar sind, lassen Hilf- und Hoffnungslosigkeit nach.

Im Laufe des Lebens wird man als Mensch mit Verlusten konfrontiert. Das können der Verlust einer wichtigen Bezugspersonen sein oder dass sich die berufliche Situation ändert. Letzteres führt möglicherweise zu einem Verlust von Kompetenzen, Zuständigkeitsbereichen oder Aufgaben. Mit Verlusten dieser Art stellen sich Trauergefühle ein, die das Leben sehr negativ tönen und in Kombination mit anderen Gefühlen wie Ärger, Hilf- und Hoffnungslosigkeit zu einer tiefen Verbitterung beitragen können.

Neben vielen negativen Emotionen sind verschiedenen positive Gefühle zu beachten – auch in einer Psychotherapie. Stolz, Erleichterung und Dankbarkeit sind im Rahmen bei wichtigen Ereignissen sehr häufig zu beobachten. Im Rahmen depressiver Störungen kann die Abwesenheit von Freude als eine Erkennungszeichen gewertet werden. Ferner gelten Emotionen in depressiven Phasen als schlecht abrufbar. Auf die Frage, „“Wie geht es Ihnen!“ antworten depressive Patienten häufig pauschal mit „schlecht!“. Schwierig wird es für diese Patienten, wenn es darum geht, das eigene Erleben genau zu beschreiben. In der Fachsprache wird in diesem Zusammenhang gelegentlich der Begriff der Alexithymie gebraucht. In der ambulanten Psychotherapie können durch gezielte Analysen in konkreten Situationen diese Wahrnehmungen verbessert bzw. geschärft werden, so dass es den Patienten viel eher möglich ist, eigene Gefühlszustände zu erkennen und dann auch zu bewältigen.